
Stefanie: Wie heißt du und wie alt bist du?
Carlos: Mein Name ist Carlos und ich bin 28 Jahre alt.
Stefanie: Woher kommst du ursprünglich?
Carlos: Aus Spanien, aus der Gegend von Albacete.
Stefanie: Wie lange lebst du schon hier in Österreich?
Carlos: Seit Ende August 2024. Ich glaube, das sind jetzt sieben Monate.
Stefanie: Welchen Beruf übst du aus?
Carlos: Ich mache eine Ausbildung zum Mechatroniker bei einem großen Maschinenbauunternehmen in der Nähe von Linz.
Stefanie: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus? Wie spät beginnst du zu arbeiten? Wie lange arbeitest du? Machst du jeden Tag das Gleiche oder ist jeder Arbeitstag anders?
Carlos: Also, ich persönlich stehe morgens um 04.50 Uhr auf, weil ich mich noch ein wenig dehne und aufwärme. Um 05.10 Uhr starte ich los Richtung Bahnhof. Ich gehe normalerweise in aller Ruhe und komme gegen 05.25 Uhr an. Um 05.30 Uhr nehme ich den Zug, komme in der Firma an und nachdem ich mich eingestempelt habe, bin ich um 06.00 Uhr an meinem Arbeitsplatz. Die Arbeitszeit ist flexibel und ändert sich manchmal ein bisschen, je nachdem was in der Arbeit los ist oder wie mein Tag verläuft. Ein normaler Arbeitstag geht von 06.00 Uhr bis 15.00 Uhr, mit einer oder zwei Pausen. Ich mache eine Lehre und erfülle die Aufgaben, die wir bekommen, zum Beispiel: „Jetzt lernen wir etwas über Pneumatik, jetzt über Elektrizität, wir üben mit dieser Maschine.“ Und ich übe das, was man mir beibringt. So sieht mein Arbeitstag aus. Die Ausbildner lassen uns genug Freiraum, um zu üben, um zu lernen. Es sind immer gut ausgebildete Leute da, die deine Fragen mit viel Geduld, viel Herzlichkeit und einem großen Lächeln beantworten. Alle hier sind sehr höflich. Um 12.00 Uhr essen wir normalerweise zu Mittag und um 15.00 Uhr verlasse ich die Arbeit. Ich komme gegen 15.50 Uhr nach Hause. Dann lese und lerne ich noch eine Weile. Gegen 20.00 Uhr mache ich mir mein Abendessen, damit ich früh ins Bett gehen kann.
Stefanie: Fängst du jeden Tag um 06.00 Uhr an oder gibt es Schichten?
Carlos: Dienstbeginn ist zwischen 06.00 Uhr und 06.30 Uhr, Dienstschluss zwischen 15.00 und 15.15 Uhr.
Stefanie: Fährt dein Zug regelmäßig oder musst du morgens lange warten?
Carlos: Österreich hat ein sehr gutes Zugnetz, ganz anders als in Spanien. Sie sind immer sehr pünktlich. Wenn es heißt, dass der Zug um 13.00 Uhr abfährt, fährt er auch um 13.00 Uhr ab. Für einen Spanier ist das ein bisschen stressig, weil man denkt „Ich verpasse ihn.“
Stefanie: Was gefällt dir am meisten an deinem Job?
Carlos: Was ich an meinem Job am meisten mag – ist neben der Tatsache, dass ich mag, was ich tue – sind vor allem die Menschen in meiner Firma. Meine Chefs, meine Vorgesetzten und alle meine Kollegen sind sehr höflich und nett. Sie haben immer ein Lächeln im Gesicht. Wenn jemand einen schlechten Tag hat, machen sie ihr Ding und gehen einem vielleicht ein bisschen aus dem Weg, aber sie sind nie unfreundlich, sie werfen dir nie einen bösen Blick zu. Und die Unterstützung. Das mag ich am meisten. Alle sind so gut zu mir. Und die Ermutigung, die Mühe, die sie sich machen, damit ich mich mit ihnen verständigen kann.
Stefanie: Bist du der einzige Spanier in der Firma oder gibt es noch mehr Spanier in der Firma?
Carlos: Wir sind sechs Spanier und sind alle über Talentsproject gekommen.
Stefanie: Welche Aufgaben in deinem Job findest du herausfordernd und wie gehst du damit um?
Carlos: Ich verstehe den Dialekt nicht, aber die Leute in der Arbeit sprechen meist Hochdeutsch mit mir. Sie geben sich sehr viel Mühe. Als Herausforderung empfinde ich die Jugendlichen, wenn sie miteinander zu sprechen anfangen. Sie sind 15 Jahre alt und haben wenig Geduld. Für mich, der ein bisschen schwächer in Deutsch ist, ist es schwierig, mit ihnen mitzuhalten. Aber hier sprechen die Jugendlichen fast alle fließend Englisch, und sie versuchen mir die Dinge auf Deutsch und Englisch zu erklären. Das schwierigste ist es also mit den anderen Lehrlingen zu reden, aber es macht trotzdem Spaß. Das Problem ist, dass ich denke, dass ich noch nicht gut genug Deutsch spreche, ich tu mir mit Sprachen schwer.
Stefanie: Hast du dir die Leute so vorgestellt, wie sie sind?
Carlos: Ich dachte, die Leute wären ein bisschen kälter und ungut, sehr ernst. Ich dachte, es würde ein sehr kaltes Land sein. Ich wusste nicht viel darüber, um ehrlich zu sein. Ich habe aber festgestellt, dass die Menschen nicht kalt sind. Sie sind nur ein bisschen direkter, was mir den Umgang mit ihnen erleichtert. Vielleicht ist es nicht so einfach, Freundschaften zu schließen, aber sie werden auf der Straße nicht respektlos. Und dass sie kalt, ernst und immerzu grantig sind, stimmt so einfach nicht. Österreicher sind verrückt. Dazu habe ich eine Anekdote. Ich bin eines Abends ausgegangen. Da war ein Mann, der hat mich geschubst und sein Bier verschüttet. Er fing an: „Oh mein Gott, ich habe es verschüttet. Ich lade dich auf ein neues Bier ein.“ Ich sagte: „Entschuldige, ich spreche nicht gut Deutsch“, und er begann, es mir langsam zu erklären. Sie sind sehr witzig, sie sind sehr höflich. Ich liebe es, dass sie so höflich sind. Oft versuchen sie, etwas auf Englisch zu erklären, aber sie sprechen weiter auf Deutsch, weil sie kein Englisch können, aber egal. Die Leute sind wirklich nett. Über das Land kann ich sagen: Es ist spektakulär, es ist super grün, aber überall gibt es Spinnen. Einfach überall. ÜBERALL. Ich habe eine Spinnenphobie! Also bin ich ein bisschen vorsichtig, aber es ist so schön. Es ist das Land der Spinnen. Und das Leben, nun ja, fast alles kostet gleich viel wie in Spanien. Für Lebensmittel gebe ich nicht viel mehr Geld aus als in Spanien. Brot ist etwas schwieriger zu finden, was für einen Spanier wichtig ist. Aber ich habe keinen Kulturschock. Es ist nicht sehr anders. Ich gehe jeden Tag zu Lidl und es ist wie bei Mercadona in Spanien. Nicht so viel Fleisch, aber okay.
Stefanie: Wie oft im Jahr fliegst du nach Spanien?
Carlos: Ich war zu Weihnachten und in der ersten Märzwoche in Spanien. Ich hatte Zeit und dachte: „Ich nutze sie, um für eine Woche nach Spanien zu fliegen“. Die nächste Reise wird im August sein, dann für zwei Wochen. Also, ich würde sagen, dass ich zwei oder dreimal im Jahr nach Spanien fahre.
Stefanie: Wie ist der Deutschkurs gelaufen?
Carlos: Das Tempo war ein bisschen hoch, aber es war okay. Die Übungen und das ganze Material werden gut erklärt. Allerdings hatte ich in der Mitte des Kurses ein persönliches Problem und bin ein bisschen aus dem Rhythmus gekommen, weil ich nicht lernen konnte. Jeden Tag hatte ich andere Aufgaben zu erledigen, und das hat dazu geführt, dass es mir schwer gefallen ist, die Sprachen zu erlernen. Ich bin besser in Naturwissenschaften und Mathematik. Sprachen und Rechtschreibung fallen mir schwer, aber über den Kurs kann ich mich nicht beklagen. Er hat mir sogar ziemlich gut gefallen. Ich hatte eine Menge Spaß. Die Lehrer waren lustig und die Übungen waren interessant. Wir haben viel geübt. Ja, es kann schwierig sein, online zu sprechen, und wenn man hier ist, verstehen einen die Leute nicht immer, aber der Kurs war gut.
Stefanie: Und wie sicher fühlst du dich jetzt im Umgang mit der Sprache?
Carlos: Die Leute verstehen mich. Ich vermeide das Telefonieren. Wenn ich mich für etwas anmelden muss, versuche ich, nicht zu telefonieren, sondern persönlich hinzugehen. Die Leute verstehen mich und ich fühle mich nicht mehr überfordert, wenn ich in ein Lokal gehe, um etwas zu bestellen. Anstatt dort zu stehen und zu sagen: „Bitte? Bitte? Bitte?“ sagen sie es jetzt ein- oder zweimal, das ist in Ordnung für mich. Ich habe sogar schon ein paar Leute getroffen und mich mit ihnen auf Deutsch unterhalten. Wir treffen uns und reden miteinander. Ich spreche noch nicht so gut, aber wir unterhalten uns. Meine Kollegen sprechen besser als ich. Die anderen Spanier sind viel besser in Deutsch. Aber gut, wenn sie mir Zeit geben, werde ich es lernen, denn ich will es lernen und ich will hier bleiben. Ich möchte hier bleiben, um hier zu arbeiten und zu leben. Ich liebe es.
Stefanie: Was sind deine Ziele für die Zukunft?
Carlos: Nun, ein mögliches Berufsziel wäre es, internationaler Servicetechniker zu werden, d.h. um die Welt zu reisen und die Maschinen der Firma zu reparieren, was ich sehr gerne tun würde. Dafür muss ich Deutsch sehr gut beherrschen und besser Englisch sprechen. Damit verbringe ich meine Zeit. Ich lerne Deutsch und Englisch, aber vor allem Deutsch. Das ist mein Ziel. Ich lerne, wie ich meinen Job machen kann. Es ist ein sehr cooler Job.
Stefanie: Was würdest du jemandem sagen, der auch mit dem Gedanken spielt, nach Österreich zu kommen, um hier zu leben und zu arbeiten?
Carlos: In Spanien habe ich in vielen Bereichen gearbeitet. Ich habe in der Hotellerie gearbeitet. Und man hat mir gesagt: „Komm schon, Junge, mach schneller“, obwohl ich denke, dass ich ziemlich schnell bin. Ich war immer unter Druck. Und hier sagen sie: „Entspann dich, nimm es locker. Solange du deine Arbeit machst, ist alles gut“. Das Land funktioniert. Man arbeitet viel ruhiger und am Ende erledigt man die Dinge genauso schnell oder sogar besser. Ich würde sagen, dass die Arbeit unendlich viel besser ist. Man muss Spanien verlassen, um die kulturellen Unterschiede zu erkennen. Das ist beeindruckend. Es ist sehr interessant. Wenn man faul ist und den ganzen Tag zu Hause bleiben und nie rausgehen will, ist es vielleicht nichts für einen, aber wenn man 22 ist und die Welt sehen will, ist es ideal. Und Österreich ist sensationell.
Stefanie: Bist du schon viel durch Österreich gereist?
Carlos: Ein bisschen. Nicht sehr viel, aber ich habe ein bisschen von Wien gesehen, als ich nach Spanien gereist bin. Ich habe dort ein bisschen Sightseeing gemacht. Ich habe ein bisschen was von Linz gesehen. Und in meiner Stadt, Wels, bin ich viel herumgelaufen. Es ist ein bisschen anstrengend, alles zu Fuß zu laufen, aber ich werde mehr reisen, wenn ich mir ein Auto kaufe.
Stefanie: Hast du noch einen anderen Rat für jemanden, der hierher kommen möchte?
Carlos: Schnapp dir ein Wörterbuch und lerne viele Vokabeln. Mach dir im Deutschkurs viele Notizen, das hilft sehr. Und dann, besorg dir einen Regenschutz! Ich glaube, mehr Ratschläge habe ich nicht.
Stefanie: Jetzt habe ich noch ein paar kurze Fragen, um das Interview zu beenden. Es sind Vergleiche zwischen Österreich und Spanien. Berg oder Meer?
Carlos: Berg.
Stefanie: Leberkässemmel oder Paella?
Carlos: Jeden Freitag bestelle ich mir einen Leberkäse.
Stefanie: Skifahren oder Schwimmen?
Carlos: Ich glaube es ist schwimmen.
Stefanie: Eine Siesta oder ein Kaffee und Kuchen am Nachmittag?
Carlos: Ich habe keine Lust, alleine Kaffee zu trinken gehen. Also würde ich mich lieber ein bisschen ausruhen.
Stefanie: Ein Tinto de verano oder ein Radler?
Carlos: Ich trinke keinen Alkohol.
Stefanie: Wien oder Madrid?
Carlos: Ich weiß es nicht. Madrid gefällt mir sehr gut, aber Wien ist auch spektakulär, aber ich habe nicht viel davon gesehen.
Stefanie: Vielen Dank für die vielen Tipps und das Interview.
Carlos: Gern geschehen.
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