Vom Mittelmeer zur Fräsmaschine: Paulas Lehrlingsleben in der Steiermark – Ein Interview

Stefanie: Wie heißt du und wie alt bist du?

Paula: Mein Name ist Paula und ich bin 25 Jahre alt. Als ich mit dem Programm angefangen habe, war ich 24. 

Stefanie: Woher kommst du?

Paula: Ich bin in Kolumbien geboren, aber ich lebe seit meinem 8. Lebensjahr in Spanien. Dort habe ich bis zu meinem Umzug nach Österreich gelebt.

Stefanie: Wie lange lebst du schon hier in Österreich?

Paula: Ich bin am 26. August 2024 angekommen. Also, 7 oder 8 Monate.

Stefanie: Hast du schon ein Lieblingsgericht hier in Österreich?

Paula: Hmmm …. Schnitzel. 

Stefanie: Wie würdest du Österreich in 3 Worten beschreiben?

Paula: Ruhe, Sicherheit und Gemütlichkeit.

Stefanie: In welchem Beruf machst du deine Ausbildung bzw. in welchem Beruf arbeitest du?

Paula: Ich mache eine Lehre zur Zerspanungstechnikerin.

Stefanie: In welcher Firma arbeitest du?

Paula: Ich arbeite in einem Technologieunternehmen in der Obersteiermark und wohne in Maria Zell. 

Stefanie: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus? Hast du eine bestimmte Routine?

Paula: Ja, ich stehe normalerweise zwischen 06.45 Uhr und 07.00 Uhr auf. Ich mache mich fertig und um 07:30 Uhr fahre ich mit meinem Kollegen im Auto in die Arbeit. Wir beginnen um 8.00 Uhr. Dann haben wir um 14.00 Uhr eine halbe Stunde Pause, manchmal auch ein bisschen früher oder später, denn nach spätestens sechs Stunden Arbeit muss eine Pause gemacht werden. Vor 14.00 Uhr muss ich also die Pause machen. Normalerweise richte ich mir am Vortag mein Mittagessen, nehme es mit und esse es in der Arbeit. Um 16.12 Uhr ist der Arbeitstag zu Ende. Wenn ich nach Hause komme, gehe ich als erstes duschen und entspanne mich dann ein bisschen.

Stefanie: Was gefällt dir an deinem Beruf am meisten? 

Paula: Ich mag meinen Job, weil ich lerne, wie Dinge funktionieren und wo ich anfangen muss. Am Anfang ist es kompliziert den Prozess zu erlernen, aber sobald ich weiß, wie es geht, mache ich es und es gefällt mir, besonders wenn ich an den Maschinen arbeiten darf. Mit meinen Kollegen verstehe ich mich gut. Wir sind ein gutes Team und wir organisieren uns gut.

Stefanie: Wie war die Kommunikation?

Paula: Es ist lustig, denn in der Arbeit haben sie am Anfang versucht, mit mir Englisch zu sprechen und ich habe nichts verstanden. Meine Chefs meinten: „Es ist seltsam, dass du Deutsch schneller als Englisch sprichst, denn normalerweise ist es auf Englisch einfacher.“ Normalerweise sprechen sie mit mir auf Deutsch. Ich habe wirklich großes Glück, denn die Leute, mit denen ich bisher gesprochen habe, sprechen meistens Hochdeutsch und sehr wenig Dialekt.

Stefanie: Was war für dich eine Herausforderung bei der Arbeit oder was war für dich unbekannt?

Paula: Um ehrlich zu sein, war am Anfang fast alles unbekannt. Ich hatte einige Dinge über die Fräsmaschine und die Drehmaschine gesehen, aber wie die Teile aussehen, wie sie funktionieren, die Geschwindigkeit … Also, ich wusste nicht so viele Details. Ich hatte zum Beispiel Bohrer gesehen, aber ich hatte noch nie in meinem Leben einen Bohrer in die Hand genommen, um irgendwo ein Loch zu machen. Es passiert mir immer noch manchmal, dass er nicht richtig sitzt – er sollte sich gerade drehen – und zu wackeln anfängt. Aber ja, das ist alles ein Prozess, ich mache schon so viele Dinge.

Stefanie: Wie ist es in der Berufsschule gelaufen?

Paula: Ich war schon die ersten zwei Monate dort. Am Anfang hat es mir sehr gut gefallen und der Lehrer hat zu mir gesagt: „Verstehst du auch alles?“ Ich habe fast nichts verstanden, aber ich habe ja gesagt. Nein, aber am Ende war es gut. Die Schule geht sehr lange, aber es gibt auch viele Pausen. Das hat mir geholfen Kraft und Energie zu tanken. Ich habe bis spät gelernt und mich gut organisiert, weil man natürlich mehr lernen muss als jemand, der die Sprache schon spricht, um sie besser zu verstehen und den Stoff in eigenen Worten zu schreiben, aber es war wirklich gut.

Stefanie: Und wie war dein Start hier in Österreich?

Paula: Um ehrlich zu sein, war am Anfang fast alles unbekannt. Ich wusste zwar, dass es ruhig ist, aber nicht so ruhig. Es gibt zum Beispiel Leute, die ein Bier in einem Lokal trinken und zum Bezahlen ihr Geld einfach auf den Tisch legen und gehen. Oder wenn man z.B. in die Basilika geht. Da gibt es Kleinigkeiten, Souvenirs und so weiter, und sie lassen dir eine kleine Schachtel da, damit du dein Geld da lässt. Ich meine, das wäre für mich in Spanien undenkbar. Österreich ist sehr grün, und ich habe es zum Beispiel sehr genossen, als die Jahreszeiten eingesetzt haben. Dass im Herbst die Bäume kein Blatt mehr haben, dass man sie im Frühling sieht wie sie anfangen grüner zu werden. Ein helles, saftiges und nicht so dunkles grün. Dann ist alles voller Schnee, alles ist weiß, es ist ein Spektakel. Dazu habe ich eine sehr lustige Anekdote. Ich kam im August an, und ich weiß nicht, ob es normal ist, dass es hier schneit, aber es hat Ende September geschneit. Und es hat erst wieder im November oder Dezember geschneit. Aber ich glaube, das war der erste Schneefall nach dem Motto „Mal sehen, ob du die Kälte aushältst, und wenn nicht, musst du wieder gehen“.

Stefanie: Hast du dich in irgendeiner Weise auf die Lehre vorbereitet?

Paula: Nein, eigentlich nicht. Ich habe mir nichts angeschaut. Ich habe in Spanien Chemieingenieurwesen studiert und schon viel gesehen, zum Beispiel Mechanik. Ich mochte die Drehbank und die Fräsmaschine sehr. Und ich wollte das einfach vertiefen.

Stefanie: Wie ist der Deutschkurs gelaufen?

Paula: Um ehrlich zu sein, von der ersten Minute an, als ich das Vorstellungsgespräch hatte und sie mich genommen haben, habe ich gesagt: „Ok, wenn sie mich nehmen, dann mache ich das. Auch wenn ich kein Privatleben mehr habe, will ich Deutsch lernen“. Und ja, am Anfang habe ich die Vokabellisten nicht sehr gut verstanden, aber ich habe angefangen, jeden Nachmittag Musik auf Deutsch zu hören, meine Hausaufgaben zu machen. Um ehrlich zu sein, es ist wirklich gut gelaufen. Ich fing an, es sehr zu mögen und ich hatte immer ein gutes Gefühl mit der Sprache.

Stefanie: Und wie geht es dir jetzt mit der Sprache?

Paula: Ich weiß, dass es noch Dinge gibt, die ich lernen muss, aber ich versuche mich darauf zu konzentrieren, mich zu verbessern und die Kenntnisse, die ich habe beizuhalten und mich nicht von Bemerkungen wie „Du kannst kein Deutsch“ unterkriegen zu lassen.

Stefanie: Welche Pläne hast du für die Zukunft?

Paula: Eigentlich habe ich keine. Ich möchte dort sein, wo ich mich wohlfühle. Manchmal möchte ich nicht zu viel planen, nur für den Fall der Fälle.

Stefanie: Was würdest du jemandem sagen, der auch darüber nachdenkt, nach Österreich zu kommen, um hier zu leben?

Paula: Darüber habe ich schon oft nachgedacht. Es stimmt, dass man in Spanien den Vorteil hat, dass man etwas in seiner eigenen Sprache lernt. Und hier merkt man diese Veränderung, aber hier bieten sie einem viel mehr Möglichkeiten und einen ganz anderen Lebensstandard als in Spanien.

Stefanie: Hast du einen Rat für Leute, die nach Österreich kommen wollen?

Paula: Ich denke, dass eine so große Veränderung in deinem Leben ist, deinen Blickwinkel ändert und dich persönlich an Situationen wachsen lässt, von denen du dachtest, dass du sie nie erleben würdest. Ich glaube, es gibt viele Leute, die kein Englisch oder eine andere Sprache sprechen und Angst haben, eine neue Sprache zu lernen. So ist es mir am Anfang auch ergangen. Es ist wichtig motiviert zu sein, sich etwas zu suchen, das einem gefällt, für das man sich begeistert. Das Ergebnis ist dann hier zu sein.

Stefanie: Um das Interview zu beenden, habe ich noch ein paar kurze Fragen, die Vergleiche zwischen Spanien und Österreich betreffen, okay?

Paula: Ja, okay.

Stefanie: Berg oder Meer?

Paula: Das ist eine komplizierte Frage.  Ich habe früher in Almería gelebt. Die Stadt liegt am Meer. Ich bevorzuge wirklich das Meer.

Stefanie: Leberkässemmel oder Paella?

Paula: Ich kann mich nicht entscheiden, weil beides sehr gut ist.

Stefanie: Skifahren oder Schwimmen?

Paula: Schwimmen, weil ich nicht Ski fahren kann.

Stefanie: Ein Tinto de verano oder ein Radler?

Paula: Darf ich Glühwein dazunehmen?

Stefanie:  Klar. Dann nehmen wir den noch als Auswahlmöglichkeit dazu. Ein Tinto de verano, ein Radler oder ein Glühwein?

Paula: Ein Glühwein.

Stefanie: Wien oder Madrid?

Paula: Wien. Ich war schon so viele Male dort. Ich liebe die Gassen und Straßen der Stadt, die Architektur, die schöne Atmosphäre.

Stefanie: Vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast.

Paula: Sehr gerne.

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